Streiten will gelernt sein
Seit August vergangenen Jahres absolviert Jessica Mollenhauer ein Berufspraktikum im städtischen Kindergarten Göttschied. Hier hat sie im November ein Projekt zum Thema Mediation in Kindertagesstätten gestartet, an dem neun 5- und 6-jährige Kinder teilnehmen.
Unter Mediation versteht man eine niederlagslose Einigung bei Konflikten, wobei ein unbeteiligter Dritter, der Mediator, den Konfliktparteien hilft eine Lösung zu finden. Mediation und Mediatoren kennt man meist aus Scheidungsverfahren, doch Streit und der richtige Umgang damit ist schon im Elementarbereich ein wichtiger Faktor für das soziale Miteinander. Aus diesem Grund hat Mollenhauer ihr Jahresprojekt zu diesem Thema gestaltet.
Das Projekt umfasst fünf Themenbereiche:
- Aktives Zuhören/Zusehen: Mit Hilfe von verschiedenen Spielen wurde die auditive und visuelle Wahrnehmung der Kinder geschult, damit sie später in Streitfällen als Mediatoren den Konfliktparteien aufmerksam zuhören und Streitigkeiten erkennen können.
- Gefühle: Wer seine Gefühle und die der anderen wahrnimmt und akzeptieren lernt, kann Konflikte eher partnerschaftlich lösen. Hierbei war es Jessica Mollenhauer wichtig, dass die Kinder lernen, ihre Gefühle in positive und negative einzuordnen und ein Gespür für die Gefühle und Bedürfnisse anderer entwickeln.
- Freundschaft/Gruppengemeinschaft: Nur wer sein Gegenüber achtet und ihn in seinen Besonderheiten wahrnimmt kann mit ihm partnerschaftlich umgehen. Die Botschaft hierbei lautet: Obwohl wir alle anders sind, gehören wir als Gruppe zusammen. Zudem ist der Aufbau einer positiven Lern- und Arbeitsatmosphäre wichtig um leichter mit Schwierigkeiten in der Gruppe umzugehen und alltägliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu benennen.
- Streit: Was ist ein Streit Wie reagiert man bei einem Streit richtig Wie wehre ich mich, ohne den anderen zu verletzen Das sind oft gestellte Fragen und diese Themeneinheit sollte helfen, bei Konflikten nicht überzureagieren, über eigene Streit-Erfahrungen zu reden und diese zu reflektieren. Damit sollten sich die Kinder bewusst machen, welcher Streittyp sie sind und aus welchen Gründen ein Streit entsteht. Außerdem sollten sie lernen, wie sie Konfliktsituationen auch ohne Gewalt bewältigen können.
- Mediationsablauf: Hierbei wurde zunächst ein Bereich für die Mediationstreffen gestaltet, um eine Rückzugsmöglichkeit zur ungestörten Mediation zu haben. Mollenhauer vermittelte den Kindern die fünf Phasen der Mediation mit Inhalten wie: Jeder darf seine Sichtweise erzählen., Was für eine Lösung können wir finden. Kinderbücher sollen helfen immer neue Konflikte zu hinterfragen und zu beleuchten.
Das Projekt endet in diesen Tagen mit einem Abschlussfest, bei dem die Kinder ein Zertifikat als Kindermediatoren erhalten und dann als solche agieren können. Im Juni hat Jessica Mollenhauer dann Prüfung und wird hierbei als Prüfungsaufgabe eine Präsentation ihres Projektes vorstellen.